Montag, 21. März 2022

Achten Sie auf sinnvolle Formeln Teil 3

Thema: Marken und Formeln

Disclaimer: Es handelt sich bei diesem Beitrag NICHT um Werbung.

Seit geraumer Zeit beobachte ich Plakate des österreichischen Markenartikelverbands, auf denen allerlei seltsame Formeln zu sehen sind. Natürlich dienen diese lediglich zu Werbezwecken ohne tatsächlich sinnvolle Bildungsvorschriften darzustellen, aber ich habe ausprobiert, ob es nicht doch die eine oder andere Größe gibt, die wir darauf ermitteln können.

Teil 3: Die Formel für österreichische Kulinarik

Werbung für Rum von Stroh (Bildquelle: Johannes C. Huber)

Die nächste Formel enthält gleich direkt einen Zahlenwert in Form eines Prozentsatzes. Der Faktor ist also 0,8 bzw. acht Zehntel. Beim Ergebnis dürfte es sich um ein Volumen handeln. Dieses ist nämlich eine Flasche Rum der Marke Stroh, deren gängige Füllmenge 0,7 Liter ist. Dementsprechend müsste die Summe von "Österreich" und "Kult" ebenfalls ein Raummaß ergeben. Wir wissen bis jetzt Folgendes:

$$\frac{8}{10} \cdot (\text{Österreich + Kult}) = \frac{7}{10}$$

Also muss die Summe (Österreich + Kult) gleich sieben Achtel sein. Nun zu den beiden Summanden innerhalb der Klammern. Für die erste Größe wäre Österreichs Volumen eine Möglichkeit. Allerdings stellt sich die Frage, wie wir dieses ermitteln sollen. Die bloße Staatsfläche ist leider eine Dimension zu klein, aber wir könnten sie mit der Höhe des Luftraums verknüpfen, um ein Volumen zu erhalten.

Österreichs zivile (rot) und militärische (orange) Lufträume (Bildquelle: Austro Control)

Österreich ist ungefähr 83 882,56 Quadratkilometer groß und der zugehörige zivile Luftraum reicht bis zu einer Höhe von FL 245 (dt. Flugfläche, engl. flight level). Unter Standardbedingungen sind das ungefähr 7500 m*. Mit diesen beiden Größen kommen wir auf folgendes Volumen:

$$83 882,56 \text{ km}^2\cdot 7,5 \text{ km }\approx 630 000 \text{ km}^3$$ 

Damit sich alles schön ausgeht, müsste die zweite Größe ein negatives Vorzeichen haben und ihr Betrag um sieben Achtel kleiner sein. Nun hätten wir zwar zwei Zahlenwerte gefunden, mit denen die Gleichung stimmt, aber im Gegensatz zu den beiden Brüchen wirken sie doch ein wenig unpassend.

Glücklicherweise gibt es eine andere Möglichkeit, die sich ein wenig eleganter in die Gleichung einfügt. Vor ein paar Jahren wurden die Ergebnisse einer Studie zum Alkoholkonsum veröffentlicht. Die daraus geschlossene Empfehlung waren höchstens 100 g reinen Alkohol pro Woche, was ungefähr sieben Achtel Wein entspricht. Wenn wir "Österreich plus Kult" als typisch österreichisches Trinkverhalten interpretieren, hätten wir die sieben Achtel quasi serviert und müssten uns nicht weiter mit den einzelnen Summanden aufhalten.

Johannes C. Huber (fragt seine Lernenden gerne, ob Stroh 40 + Stroh 40 = Stroh 80 ergibt)

* Die angenommenen Werte wurden sehr stark vereinfacht.

Quellen: